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Die gängigsten Klingenschliffe beim Rasiermesser

Der Schliff einer Klinge stellt eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale eines Rasiermessers dar. Die Güte einer Messerrasur hängt entscheidend von der geschliffenen Form der Klinge ab. Diese entscheidet über die Flexibilität und die Schärfe der Schneide eines hochwertigen Rasiermessers.

Bei der Herstellung einer erstklassigen Rasiermesser-Klinge wird ein Stahlrohling in zahlreichen Arbeitsgängen in Form geschliffen. Um eine gleichmäßige Spitzenqualität zu gewährleisten, wird diese Arbeit von Hand durchgeführt. Meisterschleifer mit teilweise jahrzehntelanger Erfahrung bringen die Klinge zu einer bemerkenswerten Schärfe.

Vor einem Rasiermesser-Kauf sollte man sich im Klaren darüber sein, welche verschiedenen Klingentypen und Schliffe es gibt und was man beachten muss. Nachfolgend sind die gängigsten Klingenschliffe aufgeführt.

Das „Beil“ – die derbe Klinge

Je nach Vorlieben, Bartwuchs und Umgang findet man Rasiermesser mit unterschiedlichen Schliffformen. Wenn man den Begriff Messer hört, denkt man landläufig an eine Klinge die im Querschnitt einem dreieckigen Keil entspricht. Solche Rasiermesser mit einem keilförmigen Schliff nennt man derb. Umgangssprachlich werden die derben Rasiermesser auch als Beil bezeichnet. Im englischsprachigen Raum findet man den Begriff Wedge (b) bzw. true Wedge (a).

Die gängigsten Klingenschliffe beim Rasiermesser im Querschnitt.

Die gängigsten Klingenschliffe beim Rasiermesser im Querschnitt. derb oder „Beil“ (a) und (b), 1/4 hohl (c), 1/2 hohl (d), 1/1 oder vollhohl (e), extrahohl (f), extrahohl mit Wall (g).

Zwar kann diese Klinge traditionell wie bei auch bei anderen anspruchsvollen Messern extrem scharf geschliffen werden. Jedoch verbleibt eine solche derbe Klinge relativ starr und unflexibel. Der Umgang will geübt sein, da sich die Schneide bei einer Messerrasur nur sehr schlecht an Unebenheiten anpassen kann.

Anfänger sollten derbe Rasiermesser eher meiden.

Gerade Anfänger sollten aus diesem Grund ein „Beil“ meiden, um sich nicht unnötig zu verletzen. Dennoch gibt es viele Rasiermesserfreunde, die auf derbe Klingen schwören.

Der Hohlschliff

Während man heutzutage den derben Schliff eher selten findet, sind die meisten Rasiermesser hohl geschliffen. Bei einem Hohlschliff wird die Rasiermesserklinge vom Rücken zur Schneide hin in definierter Wölbung deutlich ausgedünnt. So entsteht beidseitig eine konkave Aushohlung, was zu sehr dünnen aber gleichzeitig extrem scharfen Schneiden führt.

In vielen Schleifdurchgängen an einer sogenannten Schleifhexe bringen die Meisterschleifer eine Klinge von Hand in die gewünschte Hohlform. Bei der „Hexe“ handelt es sich um zwei gegenläufige Schleifscheiben oder Bandschleifer, die lediglich im Abstand eines Klingenrohlings angebracht sind. Beim Schleifen ist so gegeben, dass beide Klingenseiten in gleichem Ausmaß ausgeschliffen werden. Die Größe der Schleifscheiben bzw. deren Krümmung entscheidet über den Grad des Hohlschliffs.

Am weitesten verbreitet sind 1/4 hohle (c), 1/2 hohle (d) und die 1/1 hohle Form (e). Letztere wird auch vollhohl genannt. Es gibt hin und wieder noch weitere Abstufungen und einige Manufakturen bieten noch eigene Spezialschliffe an.

Messer mit Hohlschliff besitzen eine wesentlich dünnere Klinge als ein derbes Messer mit seinem Flachschliff, da deutlich mehr Klingenmaterial entfernt/abgeschliffen wurde und die Klinge extrem ausgedünnt ist. Solche Rasiermesser mit Hohlschliff weisen eine sehr flexible Schneide auf und geben so ein besseres Feedback über den Widerstand, auf den die Klinge trifft, wenn diese Barthaare schneidet.

Hohlgeschliffene Messer finden ihren Einsatz bevorzugt bei Profis, solche Rasiermesser werden aber auch Einsteigern gerne zum Kauf empfohlen.

Ein Messer mit 1/4 hohler Klinger ist in seiner Klingenflexibilität noch eher starr und kommt eher einem „Beil“ nahe. Mit einem halbhohlen oder vollhohlen Rasiermesser kann man als Anfänger nicht viel falsch machen.

 

Extrahohl

Eine Steigerung des 1/1 Hohlschliffs läuft unter der Bezeichnung extrahohl (f). Hier erhält man eine Klinge, die quasi nur noch aus einem Klingenrücken und einem großflächigem Schneidblatt besteht. die Schneide ist sehr flexibel und passt sich bei einer Rasur fast schon zu gut an jegliche Form und Unwegbarkeit an.

Die extrahohlen Klingen sind wegen der hohen Flexibilität auch entsprechend empfindlich. Bei der Rasur nimmt man häufig Geräusche war, die durch Schwingungen in der Klinge entstehen, wenn diese durch die Bartstoppeln fährt. In diesem Fall spricht man von einer singenden Klinge, da der Sound je nach Beschaffenheit der Haut und Haare fast schon wie Gesang klingt.

Extrahohl – spezial

Um mehr Stabilität in solche extrahohlen Schliffe zu bringen, bietet z.B. die Messermanufaktur Böker einen Spezialschliff mit dem berühmten Wall an (g). Hierbei handelt es sich um einen äußerst komplexen Klingenschliff bei dem leicht oberhalb der Schneide ein sogenannter Wall eingeschliffen ist.

Rasiermesser extrahohl mit Wall

Dieser über die gesamte Klingenlänge gezogene Wall stabilisiert die extrahohle Klinge, lässt aber gleichzeitig die Schneide so flexibel, dass diese die Nagelprobe besteht.

Nagelprobe beim Rasiermesser

Die Nagelprobe ist eine Art Druckprobe zur Überprüfung der Dünne und Flexibilität einer Rasiermesserklinge. Unter leichtem Druck presst man die Schneide flach auf den Daumennagel dabei muss sich diese deutlich nach oben durchbiegen/-wölben. So erkennt man, ob eine Rasiermesser ausreichend dünn geschliffen ist und eventuell durch Abziehen oder Schleifen noch nachgebessert werden kann.

Im gleichen Zuge lässt sich bei dieser Nagelprobe der Grat überprüfen. Um kleinste Unregelmäßigkeiten im Grat festzustellen, zieht man die Kante seines Damennagels vorsichtig und ohne Druck an der Schneidkante des Rasiermessers entlang. „Verletzungen“ im Grat nimmt man als leichte Hindernisse war. Oft muss man diese Überprüfung mehrmals hintereinander durchführen, da erst bei dem ersten Erfühlen Stellen aus dem Grat brechen, die dann beim zweiten Durchlauf festgestellt werden können.